Geschichte der Angrivaria
Die Gründung der K.D.St.V. Angrivaria erfolgte am 26.11.1950 im Kameradschaftshaus der Hochschule für Gartenbau und Landeskultur in Sarstedt bei Hannover. Anderthalb Jahre zuvor war nach den Wirren der Nachkriegszeit mit der Verkündung des Grundgesetzes in Bonn am Rhein die Bundesrepublik Deutschland gegründet worden. So waren die Jahre vom Aufbruch geprägt, was auch für den Hochschulbetrieb an der kleinen und rein fachlich orientierten Hochschule galt. Katholische Studenten, die auch über den Tellerrand hinaussehen wollten, hatten den Kontakt zu hannoverschen CV-Verbindungen gesucht, insbesondere zur K.D.St.V. Teuto-Rhenania. Diese unterstützte die Gründung der neuen CV-Verbindung mit allen Kräften. Ebenso trugen auch die AV Frisia und die K.D.St.V. Saxo-Silesia gemeinsam mit den CV-Altherrenzirkeln Hildesheim und Hannover zum Aufbau der jungen Verbindung bei.
Sieben katholische Studenten waren die Gründungsmitglieder, darunter der spätere langjährige Philistersenior Bbr. Herbert Winkels, den wir leider im vergangenen Jahr 2010 zu Grabe tragen mussten.
Die Gründungsmitglieder einigten sich auf die Farben: Grün stand für die Natur, mit der die Gartenbau-Studenten eng verbunden waren. Gelb stand für die aufgehende Sonne als Ausdruck der Lebensfreude und der optimistischen Lebensauffassung. Purpur war die Christkönigsfarbe, die den katholischen Glauben ausdrückte. Diese Farben wurden vor der Aufnahme in den Cartellverband umgewandelt in grün-gold-rot, da sie der Heraldik entsprechen mussten. Der Verbindungsname Angrivaria wurde vom germanischen Stamm der Angrivaren abgeleitet. Die Angrivaren waren in der Zeit um Christi Geburt im Gebiet des heutigen Niedersachsens ansässig, vornehmlich rechts der Weser vom Zufluss der Aller bis zum Steinhuder Meer. Am Nikolaustag 1950 wurde der Gründungskommers der jungen Verbindung in Sarstedt bei Hannover geschlagen. Das Verbindungsleben entwickelte sich bei steigenden Mitgliederzahlen prächtig.
Aber bereits vier Jahre nach der Gründung der Angrivaria wurde die Hochschule für Gartenbau und Landeskultur von Sarstedt nach Hannover verlegt und in die Technische Universität Hannover integriert. Folglich wurde 1954 auch die Verbindung nach Hannover verlegt. Dort bestanden bereits drei alt-ehrwürdige CV-Verbindungen neben vielen weiteren Korporationen, die ihre Veranstaltungen auf eigenen Häusern durchführten. Dagegen war Angrivaria auf Gaststätten, Pfarrheime usw. angewiesen, bis im Studentenheim Clemensburse ein Zimmer angemietet werden konnte. Dennoch war die Situation für die kleine und junge Verbindung sehr schwierig. Die Gewinnung von neuen Mitgliedern wurde immer schwieriger, obwohl einzelne Bundesbrüder sich sehr stark engagierten. 1973 wurde auf einem außerordentlichen Cumulativconvent der Beschluss gefasst, die Aktivitas in Hannover aufzulösen. Ziel war die Verlegung der Verbindung an einen anderen Hochschulort.
Ende 1968 war die Universität Dortmund gegründet worden mit Fachbereichen der Naturwissenschaften, Ingenieurwissenschaften sowie Wirtschafts- und Planungswissenschaften. Der Dortmunder Philisterzirkel „Tremonia" plante schon seit einiger Zeit die Gründung einer eigenen CV-Verbindung. Als Alternative dazu wurde die Verlegung der Angrivaria von Hannover nach Dortmund unterstützt. Auch bei der Gründung und dem Aufbau einer neuen Aktivitas wurde tatkräftig mitgewirkt. Im März 1974 beschloss ein außerordentlicher Cumulativconvent in Dortmund die Verlegung der Verbindung, so dass im Juli 1974 das erste Stiftungsfest in Dortmund gefeiert werden konnte. Als ein Jahr später dann das „silberne" 25. Stiftungsfest gefeiert wurde, existierte bereits eine tatkräftige Aktivitas. In der Liebigstraße 18 im Dortmunder Kreuzviertel konnte eine Wohnetage angemietet werden, die mit einem großen Conventsraum und einer Theke in der Küche an die Bedürfnisse der Verbindung angepasst werden konnte. Nach und nach wurden drei weitere Wohnetagen angemietet, in denen drei Wohngemeinschaften für insgesamt neun Studenten eingerichtet wurden. Anfang der neunziger Jahre konnten in einem Zeitraum von nur vier Semestern 13 neue Füchse gewonnen werden. Es war eine „Boom-Zeit", die die Angrivaria nie zuvor und auch bis heute nicht mehr erlebt hat.
Im Jahr 2001 kaufte die Angrivaria eine ehemalige Bäckerei am Entenpoth 13 in Dortmund Horde und baute das Haus zum Verbindungshaus um. Um den gegenüber den siebziger Jahren auch bei den Studenten gestiegenen Ansprüchen gerecht zu werden, verfügt das Haus über drei komfortable abgeschossene Wohnungen. Zimmer in Wohngemeinschaften galten als nicht mehr zeitgemäß. Die Altherrenschaft der Verbindung machte den Kauf über eine Umlage erst möglich. Mitglieder des Heimbauvereins unterstützten den Kauf und den Umbau des Hauses mit Rat und Tat.
Die ersten Jahre des neuen Jahrtausends waren gute Jahre für die Angrivaria. Nicht nur von der Universität sondern auch von der Fachhochschule und der International School of Management (ISM) konnten neue Mitglieder gewonnen werden. Doch in den letzten Jahren wurde die Situation immer schwieriger. Durch den zunehmenden Druck auf die Studenten, ihr Studium in kürzerer Zeit abzuschließen, waren die CVer immer weniger Couleursemester aktiv. Zudem stieg in der globalisierten Welt die Wichtigkeit von Auslandsstudiensemestern; sich hierzu bietende Chancen wurden auch von vielen Bundesbrüdern wahrgenommen. Die Notwendigkeit, parallel Geld zu verdienen, stieg mit der Einführung der Studiengebühren. Zu all diesen Gründen kam der allgemeine Trend hinzu, dass ehrenamtliche Tätigkeiten rückläufig sind und Gäste auf dem Haus die Frage, was denn eine Mitgliedschaft eigentlich bringe, immer häufiger in den Mittelpunkt stellten. So wurde die Aktivitas immer kleiner. Ist erst einmal eine „kritische Masse" unterschritten, wird es sehr schwer, Veranstaltungen durchzuführen und für Gäste attraktiv zu sein. So musste die Angrivaria erleben, dass für das Wintersemester 2010/2011 kein Chargenkabinett mehr gebildet werden konnte. Nur wenige Veranstaltungen werden noch durchgeführt.
Die K.D.St.V. Angrivaria war in ihrer ganzen Geschichte immer eine kleine Verbindung. Dadurch entstanden engere Verbindungen unter den Mitgliedern als bei größeren Korporationen. Die stets freundschaftliche und herzliche Atmosphäre war und ist geprägt von einer absolut arroganzfreien Zone.